Dominikanerkirche St. Blasius

Aus dem Aschenputtel wird eine Prinzessin!

Dominikanerkirche
Dominikanerkirche

Johann Baptist Zimmermann verwandelte Mitte des 18. Jahrhunderts die schlichte gotische Bettelordenskirche St. Blasius des Dominikaner Ordens in einen künstlerischen Superlativ. Seit 1802 die Mönche vertrieben wurden, führt sie trotz ihrer Kostbarkeit nur mehr ein Schattendasein im religiösen Leben Landshuts.

Baugeschichte

In einer Zeit religiöser Verwahrlosung und sozialer Missstände entstehen im 13. Jh. neue Orden, die mit Seelsorge und Predigt dem entgegen wirken wollen: Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten u. a. Diese so genannten „Bettelorden“, die radikal die Armut leben, sind durch ihren neuen und mitreißenden Predigtstil so erfolgreich, dass die Stadtkirchen des Weltklerus ihnen bald verschlossen bleiben. Deshalb bauen sie eigene Kirchen. Auch diese sind schlicht und verwenden nur einige Elemente der Gotik. Es entsteht zwischen 1270 und 1370 die relativ große Gruppe der „Bettelordenskirchen“, die in Altbayern zu einer recht einheitlichen Grundform gefunden hat: Dem großen Kirchenschiff der Laien mit Flachdecke steht der gewölbte Chorbereich der Ordensmitglieder gegenüber, meist getrennt durch einen Lettner mit dem Kreuzaltar für das Volk. Dieses Modell stand übrigens auch beim Erstbau der Jodokskirche Pate.

Dominikanerkirche
Dominikanerkirche

Kurz nach der Gründung Landshuts (1204) lässt sich der junge Missionsorden der Dominikaner 1271 in Landshut nieder. Die Frühgeschichte von Kloster und Kirche liegt im Dunkeln, weil bei ihrer Aufhebung 1802 die Unterlagen verloren gegangen sind. Wir wissen deshalb nicht, warum die Kirche, obwohl schon fast 100 Jahre in Benützung, erst 1386 geweiht worden ist. Weil die ursprünglichen Maße der Kirche aber in der heutigen erhalten sind, ergibt sich eine erste erstaunliche Feststellung: Bis zur Fertigstellung der spätgotischen Martinskirche stand hier für 200 Jahre die größte Kirche Landshuts. Es dürfte eine typische Bettelordenskirche gewesen sein, von der heute nur noch die unverputzte seitliche Außenwand erzählt. Warum sie dem heiligen Blasius geweiht wurde und nicht dem 1221 gestorbenen und schon 1234 heilig gesprochen Dominikus, lässt sich nur vermuten.
Die Schäden durch den Dreißigjährigen Krieg wie auch der heraufziehende Barock lösen etliche Renovierungs- und Sanierungsversuche aus, die aber meist stecken bleiben. Das baufällig gewordene Klostergebäude wird ab 1711 durch einen Neubau ersetzt. Mitte des 18. Jh. wird auch die Kirche von Grund auf umgestaltet. Man beruft dazu Johann Baptist Zimmermann, der 15 Jahre vorher schon die gotische Klosterkirche von Seligenthal umgestaltet hatte.

Was ab 1747 J. B. Zimmermann aus der schlichten gotischen Kirche macht, ist meisterhaft. Er holt ein Stück Himmel herunter in der leichten und luftigen Sprache des Rokoko, die auch den heutigen Besucher noch staunen lässt.
Schon 50 Jahre später bricht 1802 die Säkularisation über das Kloster herein. Die Universität siedelt vom Jesuitenkloster in das Dominikanerkloster über und nutzt die Kirche als Studienkirche. Michael Sailer ist ihr erster Kirchenrektor. Aus dieser Zeit stammt auch die klassizistische Fassade. Später hält hier das Humanistische Gymnasium seine Schulgottesdienste.

In den letzten Jahrzehnten wurde die Dominikanerkirche von der Pfarrei St. Jodok für die sonntägliche Spätmesse um 11:30 Uhr (außer im Winter) und als festlicher Raum für besondere Gottesdienste genutzt. Der Einbau einer neuen fünfmanualigen mechanischen Orgel (Gerhard Schmid 1965) in das Rokoko-Gehäuse wollte die Nutzung der Kirche erweitern.

Bedeutende Kunstwerke

Das entscheidende Kunstwerk besteht zunächst darin, wie J. B. Zimmermann in einen schlichten gotischen Kirchenraum seine Vorstellungen hinein konzipiert hat.
Das große Hochaltarbild (Dominikus kniet fürbittend für die Stadt vor Maria mit dem Kind mit einer frühen Darstellung Landshuts) wie auch einige Bilder der Seitenaltäre stammen von Zimmermann. Der nach vorne gezogene Hauptaltar lässt Platz für ein kunstvolles Chorgestühl, das sich in einer Zweierreihe im Halbkreis um den Chorschluss schwingt.

Auch auf einem der Deckengemälde finden wir seinen Namen. Die großen Heiligenfiguren des Kirchenpatrons Blasius und des großen Dominikanergelehrten Albertus Magnus (+ 1280) stammen wahrscheinlich von Wenzel Jorhan aus Griesbach. In den vier seitlichen Drehtabernakeln des Altaraufbaus befindet sich von Christian Jorhan (um 1760) je eine in Silber gefasste Figur: Maria und Josef, Joachim und Anna.

Öffnungszeiten und Gottesdienste

Vom Weißen Sonntag (1. Sonntag nach Ostern) bis Ende November ist regelmäßig am Sonntag um 11.30 Uhr Gottesdienst. Unter der Woche ist nur der gläserne Windfang zugänglich.

Kirchenpatrozinium

Das Fest des heiligen Blasius wird am 3. Februar begangen.

Weitere Informationen

Gerne gezeigt wird an der östlichen Chorseite unterm Dach ein „Steinmetzwitz“, ein Schweinskopf nach Art eines Wasserspeiers mit einer Kanne darunter. Die Sage erzählt, dass ein Maurer auf diese Weise bestraft worden sei, weil er das auf der Straße vorbeigetragene Allerheiligste missachtet habe, indem er den Maßkrug lehrte.

(Autor: Pfr. Alfred Rössler)