Neugestaltung der Krypta

Krypta St. Vitus

Zu Ende des Jahres 2016 wurde die Krypta der Pfarrkirche St. Jodok unter Federführung der Münchener Architekten Markus Kuntscher und Florian Heim neu gestaltet. Einige Hinweise zu den leitenden Überlegungen mögen helfen, den Raum, wie er sich jetzt darstellt, zu erschließen.
Von Msgr. Dr. Franz Joseph Baur, Pfarradministrator St. Jodok. 

Gewölbe und Gesamtraum

Von eindrucksvoller Mächtigkeit und Bewegtheit, ähnlich einem wogenden Meer, ist das Gewölbe, das auf Pfeilern lastet und den Raum in seiner Gänze überspannt. Es wurde in größter denkmalpflegerischer Sorgfalt unberührt belassen, nur gesäubert und gekalkt und durch eine überlegte Beleuchtung von den Wänden aus neu zur Geltung gebracht.

Bewusst frei von fester Bestuhlung lädt der Raum ein, zwischen den Säulen umher zu gehen, das ehrliche Material des Bodens zu spüren, den eigenen Platz und die eigene Perspektive zu finden, von wo aus einen die Sakralität des Orts am meisten anwandelt.

Altar

Unverrückbar steht ein neuer Altar in der Mitte, dort, wo eine Deckennische optisch den Bezug zum darüber liegenden Altarraum der Pfarrkirche herstellt. Auch für die Gottesdienstformen außerhalb der Hl. Messe und für die stille persönliche Andacht bleibt die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (Vatikanum II), also ständiger Bezugspunkt für das, was in der Krypta geschieht.
Als quadratischer Block symbolisiert er die Welt mit ihren vier Himmelsrichtungen, auf die in Gestalt der runden Hostie die göttliche Vollkommenheit herab kommt. Die Platte ist aus Laaser Marmor gefertigt.

Kreuz

Die Längsachse der Krypta läuft auf ein filigranes, aber deutlich erkennbares Kreuz zu. Wer näher hinschaut, entdeckt darin einen dezidiert modernen Formwillen. Das Kreuz besteht nämlich aus einer einzigen dünnen Stange aus versilberter Bronze, die durch kunstvolle Biegung die beiden Querarme ausbildet.
Das steinerne Fenster hinter dem Kreuz verleiht ihm dadurch, dass die Scheibe nach innen dünner wird, eine Gloriole, das Licht der Auferstehung. Auch die beiden anderen Fenster im Abschluss der Krypta wurden mit Laaser Marmor verkleidet, um den Eindruck eines vergitterten Kellerraums zu vermeiden. Das Kunstwerk von Friedrich Koller, der aus Alabasterplättchen zwischen den Gitterstäben der Fenster ein Kreuz gebildet hatte, bleibt bestehen, ja es wird durch eine entsprechende Beleuchtung nach außen hin ausdrücklich gezeigt.

Zugang

Der Zugang zur Krypta erfolgt über eine Treppe. Die Stufen und die Klappstühle, großteils lehnenlos, die man aus dem Schrank im Vorraum nimmt und dorthin wieder zurück stellt, machen den Zugang zur Krypta für manche Leute unbequem oder gar unmöglich. Dieser Beschwernis wurde bewusst in Kauf genommen, um dafür anderen Gläubigen mit anderen Stil-Wünschen zum gottesdienstlichen Leben einen Raum zu bieten, der neue, auch experimentelle Formen von Liturgie nahe legt. Schon allein, dass vermieden wird, durch die Bestuhlung eine Erwartung an gefüllte Plätze zu artikulieren, die regelmäßig in die Enttäuschung leerer Stühle und Bänke mündet, schafft einen anderen Stil, sich als betende Gemeinschaft zu versammeln.
Beim Eintritt in die Krypta grüßt einen der Namenspatron, der Heilige Vitus, in Gestalt einer barocken Holzfigur. Beim Verlassen begegnet man den gotischen Figuren des Hl. Georg und der Hl. Maria. So wurde der Vorraum mit der Garderobe von einem schnöden Durchgangs- und Abstellraum zum echten Entrée aufgewertet.


Dank

Nächst den Architekten Kuntscher und Heim ist den Handwerkern für die saubere Ausführung der einzelnen Arbeiten zu danken. Fachlich wurde die Neugestaltung der Krypta durch das Erzbischöfliche Ordinariat München (Hr. Dr. Heisig, Hr. Schwarz) begleitet. Der Großteil der Finanzierung wurde vom Erzbistum München und Freising geleistet. Für den Beitrag der Pfarrei standen Mittel aus dem Nachlass von Herrn Gregor Grüger († 2004) zur Verfügung. Die Restaurierung der Statue des Hl. Vitus übernahm der Kirchenrestaurierungsverein St. Jodok. Die Fotografien auf dieser Seite stammen von Daniela Schulz.